Von Perce nach Dalhousie 320km
Um 6 Uhr werde ich wach und bin froh darüber, weil ich so den Sonnenaufgang am Rock Perce genießen kann. Ich schnapp mir mein Stativ und mache einige Fotos von der stetig steigenden Sonne.
Das Frühstück im Hotel ist gut, die Bedienung nett und schnell. Heidi möchte an der Post noch Briefmarken kaufen und die Postkarten auf die Reise schicken. Doch die Post hat zu; wie wir erfahren ist heute Thanksgiving. Und das ist hier wie ein Feiertag. Nach dem Tanken geht es auf die Straße Richtung Dalhousie. Die Landschaft ändert sich nun langsam. Es wird flacher und irgendwie nicht so schroff, wie die Nordseite der Gaspe Halbinsel. Unser erster Zwischenstopp liegt in Bonaventure.
Hier wollen wir uns über die tragische Geschichte der Arcadier informieren. Ich habe dieses Wort schon ein paar Mal gehört, weiß aber nicht um dessen Bedeutung und Herkunft. Wir freuen uns, dass dieses Museum heute geöffnet ist. Wir sind aber wohl die einzigen Besucher. Wir lernen, dass ein Volk aus dem Raum Westfrankreich um das 17. Jahrhundert im nordamerikanischen Kulturraum eine wahre Odyssee erlebt. Vielfach Deportiert und systematisch in alle Winde zerstreut, schaffen sie es letztlich doch, in dieser Gegend zu überleben und zu siedeln. Solche Geschichte ist leider oft auf der Welt vorgekommen. Eine junge Studentin, an der Kasse, ist gut über die Kultur der Arkadier informiert und wir kaufen auf Empfehlung eine CD aktueller arkadischer Musik, die irischer Folklore ähnelt.
Weiter geht es auf der #132. Straße nach Westen. In einem Ort „Maria“ kehren wir bei „Le Bout d’Ligne de Maria“ zum Essen ein. Auf Empfehlung eines Tischnachbarn (wohl aus der Gegend) bestellt Heidi Fish&Ships a la Papi und ich eine Lotte gratiniert. Ein Ehepaar, er mit Baskenkappe (very French), kümmert sich unsere Bestellung. Alles schmeckt gut. Weiter geht es nach Miguasha (klingt indianisch). Dort sollen Fossilien zu sehen sein. Doch wegen des Preis und der Zeitdauer machen wir uns wieder auf den Weg. Unterwegs begegnet uns immer wieder der kanadische Wald im Farbenrausch. In dieser Intensität habe ich den Herbst der Laubbäume noch nie erlebt. Wir machen immer wieder Bilder davon und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. In Campbellton fahren wir über eine Brücke und betreten damit die Provinz New Brunswick. Ab hier wird wieder englisch gesprochen. Ab hier sieht es verrückterweise anders aus, wie am gegenüber liegenden Ufer.
Nach einigen Kilometern erreichen wir Dalhousie (unser Ziel für Heute) und finden in dem kleinen Ort auch sofort unser Hotel. Es liegt zwischen Industriegebiet und Schule in einer tristen Umgebung.
Drinnen aber, finden wir es eigentlich ganz akzeptabel. Nach kurzer Pause machen wir uns wieder auf, den Hafen zu erkunden. An einem „eingemotteten Campingplatz“ (die Saison ist vorbei), treffen wir am Strand einen älteren Herrn nebst Hund, mit dem (Herrn :)) wir schnell ins Gespräch kommen. Er sammelt alte Glassplitter im Sand und macht daraus Jewelry. Ab da hat Heidi ein neues Hobby und sammelt altes Glas. Robert, so heißt der Mann, macht ein paar Fotos von uns. Wir gehen weiter in die nächste Kneipe und kommen schnell mit einem Mann ins Gespräch. Als er erfährt, dass wir „Germanen“ sind, schildert er uns von seinem deutschen Namen und seiner evtl. deutschen Vorfahren. Nach kurzer Zeit kommen andere Gäste mit ins Gespräch und es wird ein kurzweiliger Abend mit hitziger Diskussion über das Thema, Sprachkompetenz von Einwanderern. Wir, mitten drin, fühlen uns gut unterhalten.
Zum Ende hin machen wir noch gemeinsame Fotos und versprechen diese an den Chef der Kneipe zu senden.
Da zwischenzeitlich ein Polizist anwesend war und ich nicht wirklich weiß, wie viel erlaubt ist, trinke ich mein Bier nicht mehr aus und opfere es schweren Herzens der Heidi, da ich ja noch fahren muß. 🙁
Nun aber ins Bett.
More to come …
Archiv für den Tag: 11. Oktober 2011
Tag 21 (Von Matane durch die Gaspesie nach Perce)
Von Matane nach Perce 300km.
Wir müssen ganz früh los, sonst ist die Strecke nicht zu schaffen. Das bedeutet um 7h aufstehen und um 8h auf die Straße. Nach kurzer Fahrt wollen wir erst mal ein Frühstück. Rechts am Straßenrand erscheint plötzlich ein einsames Restaurant … am Eingang sitzt ein Mann auf dem Treppengeländer und trinkt in der herrlichen Morgensonne sichtlich zufrieden seinen Kaffee. Mein Gefühl sagt mir, hier sind wir richtig. Als wir anhalten und auf den Parkplatz rollen, kommt ein freundliches Lächeln auf das Gesicht dieses Mannes. Freundlich fragt er ob wir Hunger haben. Ich antworte mit einer Einwortfrage … „Dejeuner?“. Qui !! antwortet er in einem kehligen Französisch. Drinnen ist es einfach aber freundlich und sauber. Das warme Morgenlicht wirft ein unschlagbares Ambiente in den Gastraum. Wir sind am Morgen die einzigen Gäste und bekommen vom Patron ein Frühstück vom Allerfeinsten. Frisch gemacht, einfach, ehrlich, gut. Nach dem Frühstück, bedanken wir uns bei ihm für die Qualität und er, sichtlich erfreut, kommt mit uns ins Gespräch. In seinem unverwechselbaren Dialekt erklärt er uns die Möglichkeiten unserer weiteren Route. Zum Abschied mache ich ein Bild von diesem netten Charakterkopf. Weiter geht es an der Küste entlang; es wird langsam immer steiler, mehrere Leuchttürme liegen auf unserem Weg. Es ist wenig (eigentlich kein) Tourismus hier und auch keine Saison mehr und es ist auch noch Sonntag. Kein Mensch ist auf der Straße. So gestaltet sich unsere Suche nach einem Restaurant für Mittag nicht einfach. Die Straßen gehen auf und ab; wir fahren mal wieder Achterbahn (Princess Heidi is not amused :)). Die Strecke zieht sich hin; Gaspe rückt näher und dort finden wir eine Pizzeria. Drinnen sieht es aus wie bei McDonald. Heidi bestellt für mich Spagetti … und es kommt was ganz anderes. Die Menschen sprechen hier meist nur französisch und verstehen kein Englisch. So wird es wohl ein Missverständnis gewesen sein.
Weiter geht es nach Perce. Plötzlich kommt hinter einer Kuppe dieser große Felsen in Sicht. Wir haben es also noch vor der Dunkelheit geschafft. Schnell noch ein paar Bilder vom Hügel nebenan. Diesen Felsen haben wir bei unserem Hinflug nach New York überflogen. Der war an seiner charakteristischen Form klar zu erkennen. Im Abendlicht ist es 27 Grad. Wer hätte an so ein Wetter geglaubt! Schnell zum Motel. Wieder mal ist unser Zimmer ebener Erde. Die Arme danken es. Zu Fuß geht es zum Kai und eine Runde durch den kleinen Ort. Es ist richtig schön warm; immer wieder diese frische warme klare Luft; absolut toll. In einer Bar gibt es noch ein (wieder teures) Bier im Freien und quasi als Kostenkompensation dazu, laue saubere Luft.
Ab in die Falle.
More to come …