Tag 4 – Hanoi auf eigenen Wegen

Endlich sind wir wieder in der Uhr. Heute dürfen wir uns den Tag selber gestalten.

Nach dem Frühstück mal schnell noch Geldwechsel. Dann geht es auf Nebenstraßen Richtung Markthallen. In der Markthalle selbst, gibt es nur Nonfood Artikel. Drumherum aber verkaufen Händler alles was auf dem Planeten lebt. Weiter geht es auf Nebenstraßen Richtung See. Da der Hunger sich meldet, setzen wir uns in eine der Garküchen auf die Kindersitze. Die sind hier überall entweder rot oder blau. Etwas größere Exemplare dienen als Tische. Wenn ich mich leicht neige, dann gibt dieser kleine Plastikstuhl bedrohlich nach.

So unter Einbrechgefahr gesättigt, geht’s weiter zum See. Diesmal aber am rechten Ufer, unter Bäumen, bis zu einem Viertel hinterm See. Ziel ist das sogenannte Hanoi Hilton an der Hoa Lo Straße. Dieser Ort ist heute eine Gedenkstätte. Dieser wirklich düstere Ort war einst das größte Gefängnis in ganz Indochina. Erst haben Franzosen hier Menschen wegen meist politischer Fehlorientierung misshandelt, dann war es zuletzt ein brutales Verlies für amerikanische Piloten. Folter, Tötungen und Grauen hatten hier ihre Heimat. Ziemlich gruselig. Zahllose Gedenktafeln zeugen von den Toten, die diese Qualen nicht überlebten. Darunter auch viele Frauen und Mütter, deren Kinder auch hier lebten.

Zurück zum See … die Straßen im Viertel haben Ampeln und es halten sich auch einige dran. Hier treffen wir nette Menschen, oft wenig Kontaktarm. Ein Mädel macht mit uns Fotos. Wir sind hier wohl wie bunte Hunde. Vom vielen Laufen müde, suchen wir ein Taxi. Ein 3ter Versuch klappt. Die anderen wollten Phantasiepreise. Ein netter Fahrer bringt uns sicher durchs Chaos zum Hotel.

Im Hotel kämpfe ich mit der Datensicherung meiner Bilder. Schnell noch die Sachen vorbereiten für Morgen. Denn es geht nach Mai Chau in ein Bergdorf einer Minderheitengruppe. Dort müssen wir aber unsere Koffer im Bus lassen. Also Notgepäck.

Noch eine Abendrunde durch die Gassen, damit der Schlaf kommt.

 

 

Tag 3 – Hanoi

Nach dem Frühstück ist eine Fahrt mit einer Rikscha angesagt. Unsere Fahrer stehen bereits vor dem Hotel und warten auf die „Schwergewichte“ aus Germanien. Langsam geht es durch das ewige Verkehrschaos aber diesmal mehr in Auspuffhöhe. Das hat noch mal ein besonders intensives Aroma. Jenseits jeder nur erkennbaren Regel bringen unsere Fahrer sicher durch das Gewusel. Dabei merkt man, wie sensibel sie ihr Umfeld scannen und sich dazu ausrichten. Das alles ist wie ein Wasserstrudel. Alles durcheinander, aber es strömt doch dem Ziel entgegen. Nach einer Stunde erreichen wir das Stadtviertel mit den Botschaften. Dort ist auch das Mausoleum von Ho Chi Minh den hier alle nur Onkel Ho nennen. Das ganze Areal ist abgeriegelt und wird von vielen mächtig dekorierten Männern mit ernstem Blick bewacht. Im Stechschritt patrouilliert die Wachtruppe über den Platz. Wir müssen alles womit man Bilder machen kann, bei unserem Guide abgeben. Erst dann dürfen wir uns in einer Reihe aufstellen. One by One … And Don’t speak. An der nächsten Ecke dann mal Two by Two und die Mütze runter. So geht es in der Schlange immer weiter ins Mausoleum, wo es immer kälter wird. Schließlich in dessen Zentrum, ein gläserner Sarg. Und darin Onkel Ho gut gekühlt für die Zukunft. Viele Vietnamesen sind auch dabei und geben ihren Gründervater die letzte Ehre. Die Soldaten um den Sarg wirken deutlich größer als der durchschnittliche Vietnamese. Da kommen einem die langen Kerls vom Alten Fritz in den Kopf.

Weiter geht es durchs Gelände zu seinem Haus. Ein Pfahlbau, schlicht eher klein. Seine Autos, Geschenke der Brüderländer im Geiste, sind auch zu sehen. Liebesgrüsse aus Moskau… Weiter auf dem Gelände treffen wir dann eine lebende Kopie von Onkel Ho, den viele Touris fotografieren. Man nimmt das alles also doch nicht mehr ganz so ernst. Das Land befindet sich wohl in einem Wandel.

Nach einem Mittagessen besuchen wir den Literaturtempel. Dort wurde schon im Mittelalter studiert und die Absolventen auf großen Steelen verewigt. Auf dem Weg zum See kaufen wir uns alle noch einen Seidenschlafsack. Den brauchen wir später auf der Reise im Bergdorf.

Die Gruppe trennt sich und wir bleiben am See. Auf einer Bank schauen wir den Menschen zu. Da wird Heidi plötzlich von einem jungen Mann angesprochen. Wir denken sofort an eine Falle und sind vorsichtig. Doch es ist nur ein junger freundlicher Mann, sein Name ist Quyit und er möchte an diesem Ort seine englisch Kenntnisse aufbessern. Es entwickelt sich ein abwechslungsreiches und nettes Gespräch über viele Dinge und wir lernen einiges über Land und Leute und auch über einen jungen Mann, der es zu was bringen will. Später kommt noch sein Freund hinzu und wir reden miteinander. Das war eine nette und kurzweilige Zeit. Wir verabschieden uns von den Beiden und wünschen Ihnen eine gute Zukunft.

Nach einem Bier am Kreisverkehr, der aber in alle Richtungen gleichzeitig befahren wird, gehen wir unserem Treffpunkt am Wasserpuppentheater. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit der Gruppe sehen wir uns dann die Wasserspiele von Hanoi an. Es ist ein Puppentheater der besonderen Art. Alles agiert, passiert und wirkt im Wasser. Ein kleines Orchester sorgt für ein seltsames Klangerlebnis, dass einer chinesischen Oper ähnlich ist. Es wird eine Geschichte aus dem bäuerlichen Umfeld erzählt. Der Gesang ist etwas gewöhnungsbeürftig, hat was von Zahnarzt und die Bestuhlung ist für uns eine Tortur. Man weiß nicht wo man die Beine hinstrecken soll. Irgendwann ist dann die Vorstellung zu Ende und ich habe wohl einen Teil der Handlung verschlafen… Sorry! Dann geht es in die Altstadt, mitten in die Partymeile. Wir finden einen Platz zwischen tausenden von Menschen und hocken auf Kinderstühlen, so wie alle hier. Aua meine Gelenke! Straßenhändler verkaufen Tshirts und Luftballons. Nach längerer Belagerung ergebe ich mich dann und unter allgemeinem Beifall meiner Begleiter erstehe ich 2 Tshirts. Und unter großem Beifall bekommen unsere weiblichen Mitstreiter dann auch noch einen Luftballon von mir geschenkt. Wir haben viel Spaß.

Spät machen wir uns dann auf den Heimweg zum Hotel. Ruhe kann was schönes sein.

 

 

Tag 1 – 2 die Anreise

Nun ist es soweit. Wir machen uns zeitig auf den Weg zum Bahnhof. Verunsichert durch den Lokführerstreik habe ich als Notfalltransport 2 Tickets für den Fernbus nach Frankfurt gekauft.

Nach tagelangem Hin und Her wurde aber doch nicht gestreikt. Trotzdem wählen wir einen deutlich früheren ICE. Wäre der nicht verfügbar gewesen, hätte unser Bus den Transport erledigt. (Ich bin halt vorsichtig)

Im Terminal 2 nehmen wir dann endlich gegen Mittag unsere Plätze im Flieger ein. Pünktlich startet unser Flug Richtung Hanoi. Nach ca. 11 Stunden, mit engen Plätzen, Turbulenzen, wenig Schlaf und steifen Knochen landen wir etwas gerädert in Vietnam.

Nachdem wir unsere Koffer zurück bekommen haben, treffen wir unsere Reisebegleiterin und die anderen Teilnehmer der kleinen Gruppe. Ein „ehrwürdiger“ Bus bringt uns über eine riesige Strasse zu unserem Hotel. Während des Transfer sehen wir Reisfelder, traditionell gekleidete Menschen, merkwürdige Gebäude (sehr schmal und hoch) sowie ein Gesamtbild, dass wenig Ordnung aber viel kreatives Patina hat. Man merkt wirklich sofort … Das ist nicht Europa.

Da es erst 9 Uhr Lokalzeit ist, müssen wir noch auf unsere Zimmer warten. Wir vertreiben uns im dunstigen, feuchten Hanoi den Vormittag. Ein paar Schritte tun uns ja nach dem langen sitzen gut. Dann auf dem Zimmer machen wir uns frisch, nehmen eine kurze Mütze Schlaf und gehen zu einer ersten Erkundung in die Altstadt zwecks Abendessen.

Hier mitten in dem Gewusel von tausenden Mopeds, beladen mit Menschen … beladen mit teilweise vielen Menschen, ganze Familien, Tiere, Hausrat, Gemüse, Blumen, eben alles (Un)vorstellbare, die chaotisch in und aus allen Richtungen kommen, stehen wir staunend und etwas hilflos mitten drin.

Das alles hat scheinbar keine Regeln und doch fließt es irgendwie. Eine Überquerung der Straße gerät für uns zur mutigen Heldentat. Du darfst nicht stehenbleiben, sagt man uns. Du stürzt dich also einfach zwischen alle diese fahrenden Menschen in der Hoffnung, das sie dich wahrnehmen und weiterleben lassen.

Wir kommen an einen See. Überall feiern Menschen mit ihren Kindern das Neujahr. Nicht wie bei uns Ende Dezember, sondern um diese Zeit eine ganze Woche lang. Alle diese Menschen, wenig davon Alte aber viele Kinder, wirken irgendwie unheimlich lebendig, vital und familiär. Diese Bilder machen einen richtig an. Fast wie eine Droge.

Alles in allem eine Wahnsinns Kulisse. Und dabei soll Hanoi im Vergleich zu Saigon eher eine Provinzstadt sein. Na das kann ja noch heiter werden.

Wir finden eine Lokalität für das Abendessen mit Blick von Oben auf das Gewusel. Wir bestellen eine Suppe mit Chicken (Pho Ga) und danach Fleisch mit Reis und Gemüse. Dabei werden auch frische Kräuter gereicht. Richtig gut … Und die Chili war Grenzwertig 🙂 mein lieber Scholli … eh Chili.

Im Dunkel wandern wir wieder Richtung Hotel, alles lebt auf der Straße und es gibt hier kaum eine Zeit wo es ruhiger wird.

Auf dem Zimmer noch eben der Blog … Von wegen … Wir sind leicht platt … Also ins Bett… Den Flug und die ganzen Eindrücke verdauen..

 

Tag 11 – Alte Wege, Ausblicke und Begegnungen

Was macht man in Lisboa, wenn man schon mal eine Woche die “Highlights” gesehen hat. Richtig, man schaut sich ein paar davon einfach nochmal an.

Von unserem Hotel gehen wir zum maurischen Viertel “Mouaria”. Durch die bunten Gassen, mit vielen farbigen Einwohnern, geht es langsam bergauf nach Graca. Dabei nehmen wir natürlich das Gepäck einer alten Dame (die sich erst wundert, dann aber sehr freut) gleich mit hinauf. Am gleichnamigen Miradouro haben wir einen wunderschönen Ausblick über die Stadt. Im Hafen laufen die Kreuzfahrtschiffe ein. Wir schreiben Postkarten und entdecken bekannte Flecken, wo wir damals gewohnt haben und gewesen sind. Nun soll uns die bekannte Linie 28, das alte Finchen, wieder runter in die Beixa bringen. In der Bahn ist es voll und eng. Wir entscheiden uns dann plötzlich doch, vorher in der Alfama auszusteigen. Da spüre ich wie etwas durch meine linke Hosentasche wuschelt. Ich sag zu Heidi … da wollte mich jemand beklauen. Erwischt hat er wohl auch was, nämlich meine Taschentücher. Die hat er wohl sofort weg geschmissen und nun reicht mir eine Dame diese zurück (“Monsieur les Tempos”), die das wohl (anteilig) gesehen hat. Was für ein riesiges Glück, dass es diese Hosentasche war. Später im Hotel, lese ich dann im Web, dass die Linie 28 für solche Diebesattacken berüchtigt ist. Also mit dieser Straßenbahn fahr ich nur noch mit Sicherheitsausrüstung und Bodyguard. Doch zunächst geht es erst mal durch die Alfama zu unserem Fado Stammlokal. Es existiert immer noch und hat heute Abend auch geöffnet.

Also nach einer Pause im Hotel wieder am Abend zum Essen mit Fado. Eine alte Dame erkennen wir vom letzten Besuch wieder. Es gibt einfaches Essen, zu moderaten Preisen und gutbürgerliche Fado Musik a la Familia, mit Oma, Enkelsohn und sonstiger Verwandtschaft und Nachbarschaft. Und eine handsignierte CD von unserer Oma kaufen wir auch Smiley

Merke … suchst du die Seele, gehe zur Quelle!

Aber nun ins Bett.

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