Es geht früh aus dem Bett. Michele und Lin sind schon wach und machen Frühstück und Reiseproviant für uns. Die beiden fahren uns zum Bahnhof. Nach kurzer Wartezeit können wir schon auf den Bahnsteig. Eine Bahnangestellte hat Mitleid mit uns und wir dürfen mit dem Aufzug zum Gleis. Meine Arme danken es ihr. Am Gepäckwagen geben wir unsere Koffer ab und nehmen die gebuchten Plätze ein. So ein Zug in Kanada ist was anderes wie bei uns. Die Plätze sind komfortabel und großzügig. Das Personal freundlich und immer präsent. Während der Fahrt (an jedem Sitz ist Strom und (langsames) Internet) finde ich endlich wieder mal Zeit, meinen Blog ein wenig zu aktualisieren. Durch das heftige Schaukeln während der Fahrt lerne ich vorausplanend zu tippen. Wo mag denn gleich die Hand über dem „E“ wohl sein? Besser mal bei „F“ schon den Finger „auslösen. Klappt oft aber nicht immer. Ganz schön mühsam, wenn man viel schreiben möchte. Aber irgendwie scheinen viele daran Spaß zu haben, denn fast alle haben ein Notebook bei.
Eine davon fiel mir besonders auf. Die hat während der ganzen Fahrt nur Opernvideos geschaut. Ja das sind wohl die „Spätschäden des Bahnfahrens“ :). Die sah auch schon so „Strange“ aus. Sitzt da im Mantel mit hochgeklapptem Revers und Mörderbrille und zieht sich eine jaulende Mordszene nach der anderen rein. Da hätte Hr. Freud aber seine Freud gehabt…
Es geht durch eine wechselhafte Landschaft und wir kommen schließlich pünktlich um 12:17h in Montreal an. Am Gepäckband bekommen wir unsere Koffer wieder. Wir besorgen uns jetzt die noch Tickets für unsere weiteren Zugfahrten auf den Rückweg, da wir diese ja nur vorgebucht hatten. Da es leicht regnet, geht es mit dem Taxi eine kurze Strecke zur Autovermietung. Hier möchten wir beide als Fahrer eingetragen werden. Das würde dann für den 2. Fahrer pro Tag 20$ kosten. Das lassen wir dann und Fred muss alles alleine fahren. Von der Autovermietung zum Hotel … sollte eigentlich easy sein. In der Tiefgarage schnell das Iphone-Navi dran, Ziel rein und raus ins Getümmel. Es ist Rush Hour und mein Navi ist außer Rand und Band. Alle 10 Meter zeigt es in eine andere Richtung, keine Karte, überall Verkehr, plötzlich sind wir in einem Tunnel ins Nirgendwo. Heidi übt sich in „wie halte ich ein Navi hoch in die Scheibe“ Artistik. Da kommt aber richtig Freude auf. Irgendwie … ich weiß immer noch nicht wie, landen wir doch auf der richtigen Straße. Aber keine Hotelgarage!!! Entnervt parke ich im Hinterhof und Heidi klärt das Parkthema ab. Nebenan ist eine Tiefgarage. Die kostet 15$ pro Tag. C’est la Vie Mon Ami. Nachdem wir unsere Kaution von 100$ mit der Kreditkarte hinterlegt haben (das werden wir noch mehrfach erleben), bekommen wir unsere Schlüssel. Als wir schließlich die Koffer endlich auf dem Zimmer haben, bin ich ziemlich genervt. Und das bekommt Heidi dann auch zu spüren. Sorry noch mal.
Nach einer Pause machen wir uns dann fast im Dunkeln auf den Weg durch Vieux Montreal. Die Altstadt ist nett, aber nicht groß; nebenan ist Chinatown; dort gefällt es mir irgendwie besser. In einem Brauhaus essen und trinken wir was. Dann geht es langsam durch Klein China „nom Bett“.
More to come …